Nelli Tügel ist Journalistin und Historikerin. Seit vielen Jahren beobachtet sie Streikbewegungen und beschäftigt sich mit historischen Arbeitskämpfen.

Einwanderung hat in den vergangenen Jahrzehnten die Zusammensetzung der Arbeiterschaft in der Bundesrepublik verändert. Migranten sind Kolleg*innen. Zugleich gibt es rassistische Vorurteile in allen Teilen der Gesellschaft, auch unter Lohnabhängigen. Wie damit umzugehen ist, war schon immer Gegenstand von Debatten in Gewerkschaften und linken Parteien. Eine Erfahrung aus der Geschichte ist, dass beispielsweise gemeinsames Streiken es ermöglichen kann, bestehende Ressentiments zu überwinden. In „Rückkehr nach Reims“ schreibt beispielsweise Didier Eribon, dass im Arbeitskampf Rassismus und andere „niedrige Empfindungen“ verschwinden können. „Dann herrscht Solidarität, und sei es nur eine partielle und vorübergehende.“ Anhand konkreter Streiks aus den 1970er und 1980er Jahren soll herausgearbeitet werden, inwiefern dies zutrifft, wie eine gespaltene Belegschaft überhaupt gemeinsam den Schritt zum Arbeitskampf geht, welche Rolle die Gewerkschaften dabei spielen und welche Schlussfolgerungen für heute gezogen werden können.