Bericht aus der Veranstaltung
Nuklearer Winter statt Erderwärmung? Diese provokante These diente Peter Wahl als Einstieg in einen wichtigen Grundlagenvortrag, der sich um Geostrategien imperialistischer Großmächte und ihre ökonomischen Triebkräfte, um das Comeback der Atomkriegsgefahr infolge der Erosion des strategischen Gleichgewichts/der einseitigen Kündigung bedeutsamer Abrüstungsverträge, um den ökonomischen Aufstieg Chinas, Indiens und der „Entwestlichung der Welt“, um Wirtschaftssanktionen und Gegenreaktionen darauf sowie um aktuelle „Brennpunkte“ im Persischen Golf und südchinesischen Meer drehte. Klar wurde, dass die Kriegsgefahr wächst und die Friedensbewegung stärker werden muss – wobei der multipolare Charakter der neuen Weltordnung auch die Chance für eine Demokratisierung und Stärkung des UN-Systems bietet. Während es über viele interessante Details des Vortrags eine rege Diskussion gab, war man sich über die Prinzipien linker Außenpolitik einig, die am Ende folgendermaßen zusammengefasst wurden:
- Atomare Sicherheit und Frieden auf Agenda nach oben
- Verknüpfungen Krieg – Klima/Umwelt – Gerechtigkeit
- Konfliktbearbeitung politisch – Respekt der UN-Charta
- Pro Multipolarität als Chance zur Demokratisierung des internationalen Systems
- Multilateralismus statt Blockbildung; Obsoleszenz der NATO
- Kritik an Feindbildproduktion & Missionarismus; keinen Export von Revolution, Demokratie u.a. „Werten“
- Stop für Militarisierung der EU
- Keine Bündnistreue als Wert an sich – auch nicht in EU
- Positionsbestimmung case by case statt formaler Äquidistanz
- Konkrete Abrüstungsinitiativen, z.B. keine Mittelstreckenraketen
- Nein zum 2%-Ziel
- Aktive Förderung der Friedensbewegung
Lydia Krüger